Vergiss die Diagnose: Warum deine individuellen Beschwerden der Schlüssel zur Heilung sind

22. August 2023 | 1 Kommentar

Wenn du schon einmal bei mir warst – vielleicht, weil du mich als Chiropraktiker für Schmerzen im Kniegelenk aufgesucht hast – warst du vielleicht überrascht, dass ich dich so viele Sachen gefragt habe, anstatt dich kurz und knapp mit der chiropraktischen Justierung durchzuknacksen und dann heimzuschicken. (Und wahrscheinlich hast du dir auch gedacht, dass der Bellafiore ganz schön viel redet, dafür, dass du eigentlich nur zum Einrenken* (also Justieren) gekommen bist.)

Das liegt eben daran, dass ich nicht nur dein Symptom oder deine Diagnose behandele, sondern wissen will, was zu deinem Problem geführt hat. Und was es dann ganz konkret braucht, um es dauerhaft zu lösen, anstatt nur eine Linderung von Termin zu Termin zu erreichen.

Eine Diagnose beschreibt einen Zustand mit komischen Worten. Das ist aber noch lange nicht die Therapie, die du brauchst.

Willst du ein Beispiel dafür?

Okay, nehmen wir doch einfach „Arthrose”. Übersetzt bedeutet das: „Gelenkverschleiß aufgrund Degeneration.“

Das erklärt aber eigentlich nur den Zustand.

Nicht, wo der Gelenkverschleiß herkommt.

Du erhältst also die Diagnose „Arthrose im Kniegelenk“. Kein Wunder, bei deinem Job, Alter, Gewicht … (setzte hier gern die für dich passende Formel ein). Wahrscheinlich warst Du auch schon beim Radiologen, der ein CT oder MRT gemacht hat, und hast dann einen Befund bekommen in dem berichtet wird, dass der Gelenkspalt verringert ist, es Knorpelschäden gibt, vielleicht ein Ödem (oder auch nicht), und eventuell auch schon ein Schaden des Knochens vorhanden ist. Oder der Knochen sogar schon “reaktiv verändert” ist.

Du sollst Schmerzmittel nehmen, das Gelenk schonen, Physiotherapie machen. Und wenn es zu schlimm wird, gibt es eben die Operation.

Dein:e Behandler:in sucht dann nach der bewährten Therapiemethode (Seite 157 im Lehrbuch). Wenn es hilft, schön. Aber wenn nicht, dann kann doch wohl auch Osteopathie, Chiropraktik, Akupunktur oder Homöopathie nicht helfen. Und der Heilpraktiker erst recht nicht.

Du wirst über den Kamm der Diagnose (die aber eben nur einen Zustand beschreibt) und einer Behandlungsmethode geschoren. Wenn Du als Patient oder Patientin nicht in diese Form passt, dann musst du dich eben mit deinem Zustand abfinden. (Ich bin mir übrigens sicher, dass die meisten Ärztinnen und Ärzte eigentlich auch nicht so arbeiten wollen, sich aber den Gegebenheiten unseres Gesundheitssystems ebenso unterwerfen müssen wie die Patient:innen).

Jeder Körper ist anders. Ich sehe die Diagnose als die Zustandsbeschreibung, die sie ist und hinterfrage gezielt die gängigen Ursachen.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel mit der Arthrose: Wenn das ein Zustand von Gelenkverschleiß ist, dann frage ich mich, wo der herkommt. Hat sich ja schließlich nicht selbst erfunden.

Und vor allem: Wie kann man dafür sorgen, dass der Verschleiß wieder verschwindet?

Der menschliche Körper repariert sich ja eigentlich selbst. Rein physikalisch passiert wahrscheinlich, dass die mechanische Belastung sehr viel größer ist als die entsprechende Reparaturfähigkeit. Und/oder umgekehrt: Die Reparaturfähigkeit des Gewebes ist sehr viel kleiner als die mechanische Belastung, die auf dem Gewebe lastet.

Heißt also: Wenn du das Knie 50x beugst, dein Körper aber nur Kapazitäten hat, um 20x Beugen zu reparieren, dann gibt’s Autschn. Und das nervt den Körper normalerweise so, dass er fürs nächste Mal vorsorgt und das Gewebe nicht nur repariert, sondern verstärkt. So funktioniert Training, oder?

Ich suche also nach den Maßnahmen, die die mechanische Belastung dieses Gewebes reduzieren und seine Fähigkeit erhöhen, sich wieder zu reparieren. So, dass die Reparaturfähigkeit die Belastungsintensität übersteigt und sich das Vorzeichen der Entwicklung umdreht.

Weg von chronisch schlechter zu chronisch immer besser.

 Gelenke reparieren sich nämlich, wenn sie intensiv und korrekt belastet werden – das zeigen auch aktuelle Studien.

Ich gehe also chiropraktisch, osteopathisch und stoffwechselorientiert vor, wenn ich deine Arthrose im Knie (oder wo auch immer sie dich ärgert) behandele.

  • Ich überprüfe, ob die Bewegungsabläufe mechanisch korrekt sind.
  • Ob die Muskeln total verspannt sind, so dass sie das Gelenk 24/7 unter immens viel Druck setzen.
  • Ob die Rohstoffe, die das Gelenk braucht, überhaupt am Gelenk ankommen, und ob sie mit der Ernährung auch aufgenommen werden.
  • Ob die Nahrung auch so verdaut wird, dass der Stoffwechsel damit etwas anfangen kann.
  • Ob das Gewebe so durchblutet ist, dass die Nährstoffe auch ins Gelenk transportiert werden.
  • Ob das wirkliche Problem ist, dass der oder die Betroffene das Gelenk schon so lange aus Schmerzen nicht mehr vollumfänglich bewegt hat, dass es wirklich wie „eingerostet“ ist.

Ich suche möglichst ganzheitlich nach den Mechanismen, die deinen Körper in diesen Zustand getrieben haben. Und zwar nicht nach Leitlinie oder “bewährten Behandlungsstrategien”, sondern individuell, je nachdem welche Mechanismen wir beim entsprechenden Fall aufdecken. Die Chiropraktik ist dabei auch nur eine von vielen Behandlungsmethoden – für eine möglichst langfristige Beschwerdefreiheit kombiniere ich verschiedene Ansätze, wie  z.B. die orthomolekulare- oder Ernährungsmedizin, um deinem Körper alles zu geben, was er für die Regeneration (die sogenannten Selbstheilungskräfte) braucht.

Nicht entweder Chiropraktik, Osteopathie, Alternativ- oder Schulmedizin, sondern logisch.

 So behandle ich dich: Immer mit dem besten Werkzeug, das mir für die Situation zur Verfügung steht. Ob aus der konventionellen Medizin oder der Naturheilkunde, der Chiropraktik oder der Osteopathie. Und immer mit dem Stoffwechsel im Blick. Und eben nicht nur auf die manuelle Behandlung von Beschwerden reduziert.

Denn es geht eben nicht um Diagnosen oder Symptome, und dass die einen Namen bekommen. Sondern die Einschränkung deiner Lebensqualität vom „geht so einigermaßen“ gegenüber einem laut gejubelten „YAY!“.

*Ein bisschen fachliche Klugscheißerei, warum Chiropraktiker nicht “Einrenken”, sondern justieren, findest du hier auf meiner Seite zur Chiropraktik.

1 Kommentar

  1. P. L., chiro praktiker

    Sehr gut erklärter Beitrag! Finde gut dass du hier noch einmal aufgreifst, dass manche Ärzte gerne frei nach bestem Gewissen arbeiten würden, doch das System dies nicht zulässt.

    Antworten

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